Wir leben in wahrlich wunderlichen Zeiten. Ein Großteil der deutschen Bevölkerung, sieht man von faulen, elterlich alimentierten Studenten (stolz behaupte ich, selbst einer gewesen zu sein) und schmarotzenden Sozialhilfeempfängern ab, knechtet in vierzig Stunden Wochen seinen Dienst an der Gesellschaft ab. Ebenfalls bekannt als sie schuften sich kaputt, damit unsere verantwortungsvolle, zukunftsorientierte Regierung ihr Steuergeld an andere Staaten umverteilt, die nicht wirtschaften können und wollen.
Grüße gehen raus an die europäische Schuldenunion.
Immerhin besser als eine sozialistische Planwirtschaft, flüstert der Zyniker leise in mir, während er dank vierzehn Jahren Merkel emotional abgestumpft liest, dass der deutsche Arbeiter europaweit die höchsten Steuersätze zahlt, am wenigsten Privatvermögen besitzt und am ältesten in Rente geht. Alternativlos, versteht sich.
Zum Glück ist Armut und soziale Ungleichheit relativ, bedenkt man menschenunwürdige Arbeitsbedingungen in Dritte Welt Ländern, philosophiert simultan der 0815 Fabian freitags nach vierzig Stunden Kartonschubserei in seinem unterbezahlten Lageristenjob, nachdem er reduzierte, antibiotikaversetzte Billig-Lebensmittel in Billigdiscountern gekauft hat, auf seiner billig konstruierten Ikeacouch seiner Fußballmannschaft zuschaut und Qualitätsbier alà Brinkhoffs in sich reinkippt.
Zufrieden mit sich und seinem Leben. Der Habitus einer Kellerassel, gepaart mit dem Intelligenzquotienten eines Bauer-sucht-Frau-Teilnehmers. Wobei, immerhin werden die für ihre offen zur Schau gestellte Dummheit bezahlt. Die Nutten sind raffiniert, die nehmen die Kohle an, wusste schon YouTube Berühmtheit und Gegenwartsphilosoph Assi Toni.
Will man in der heutigen Zeit also strukturell bedingte, psychologische Probleme vermeiden, so helfen in der Regel genau zwei Strategien: Realitätsflucht und / oder ein IQ auf EU-Mitgliedsstaatenanzahl. Da nicht jeder von uns das Privileg besitzt, als Baby fallen gelassen worden zu sein, und die Lobotomie eine doch recht mittelalterlich anmutende Praxis darstellt, müssen wir Anderen uns auf bewährte Alternativen verlassen. Alkohol, Videospiele, Netflix und Co. Was mich zu unserem heutigen Whiskey führt. Der Teeling Single Malt. Ein Whiskey so frisch und lecker, dass man meinen könnte, er wäre zum Zwecke des Eskapismus erfunden worden.
Teeling Single Malt
Die bauchige, schwarze Flasche des Teelings mit ihrer abwechselnd beigen und goldenen Schrift und dem minimalistischen Phönix Logo vermittelt den Eindruck schlichter Eleganz und Qualität. Eine Whiskeyflasche, die man einfach in seiner Bar stehen haben will, weil sie optisch ansprechend ist.
Geruch
Der Teeling Single Malt riecht leicht zitronig, süßlich frisch und unverkennbar nach Phenolen. Nach Zitronenkuchen und Honigmelone. Herausragend ist die erfrischende Spritzigkeit, die man beim Riechen förmlich einsaugen kann.
Geschmack
UFF! Der erste und radikale Geschmackseindruck des Teeling Single Malt ist seine kühlende Frische. Obwohl Dan den Whiskey bei 29 Grad Auto-Innentemperatur in mein erhabenes Heim transportierte und wir Whiskey aus Gründen der snobistischen Selbstdarstellung niemals in einen Kühlschrank stellen würden, schmeckte er nach Kälte. Nach einer kühlen Brise, als ob man im Sommerurlaub morgens in aller Frühe am Strand entlangwandert und die klare Morgenluft einatmet. Gleichzeitig schmeckt er hell, nach Heu, Zitronengras, Getreide und Honig. Nach Smacks mit Milch. Der Teeling ist insgesamt nicht übermäßig komplex, dafür harmonieren seine minimalistischen Geschmäcker umso qualitativ hochwertiger und intensiver.
Abgang
Im Abgang trumpft der Teeling Single Malt noch einmal mit weiteren Geschmacksfacetten auf. Man schmeckt helles Holz, frisches Getreide und Honigmelone, die von einer angenehmen Schärfe begleitet werden.
Fazit
Wenn gewisse Whiskeys in ihrer Komplexität und Intensität expressionistische, farbintensive und provokante Kunstwerke wären, so wäre der Teeling Single Malt ein impressionistisches Stillleben. Vermutlich das einer Farm im Morgengrauen. Das Animal Crossing der Whiskeys. Dieser elegante Ire schmeckt schlicht lecker, angenehm und beruhigend. Er weckt Assoziationen an gekühlten Eiswein, ähnlich wie der Rozelieures. Der pure Genuss gleicht einem meditativen Ritual der Entschleunigung, statt mit Reizüberflutungen zu provozieren.
Wer nach einem simplen, milden und leckeren Whiskey sucht, der punktuell fruchtige Noten aufweist, wird mit dem Teeling Single Malt absolut fündig. Für Geschmacksexplosionsenthusiasten, Torf- und Rauchschatzsucher mit Dark Souls Affinität, wird dieser milde Feierabendwhiskey deutlich zu langweilig sein.
Dan und mir ist in diesem Kontext wichtig, zu betonen dass wir langweilig nicht abfällig meinen. In turbulenten Zeiten der Epidemien und Weltwirtschaftskrisen ist es möglicherweise gerade das Geradlinige, das Unkompliziert, das wir als soziale Wesen brauchen. Die globale Welt, das individuelle Leben scheint phasenweise so überwältigend, dass wir uns in wohlige Rückzugsorte flüchten müssen, wollen wir unsere mentale Gesundheit vor irreversiblen Schäden bewahren.
Einfach mal das Handy und alle elektronische Geräte ausmachen. Die Augen schließen, tief einatmen, innehalten, bewusst ausatmen. Lächelnd in den gelb-orangenen Abendhimmel blicken und sich vergegenwärtigen, dass selbst das postfaktische Zeitalter der Emotionen, der Twitterfilterblasen, der Kardashians und allgegenwärtiger Doppelmoral eines Tages enden wird. Ob durch Zeit oder Wasserstoffbomben. Optimistisch hoffen wir, dass sich neue Strukturen, wie ein mystischer Phönix, aus der Asche des Vergangenen erheben und die Menschheit aus ihren Fehlern lernen wird. Realistisch akzeptieren wir, dass zukünftige Generationen mit genau der gleichen Scheiße zu kämpfen haben werden, wie wir selbst.
Selig sind die Dummen, wussten schon die Simpsons. Also, meine Lieben, weckt euren inneren Homer und genießt den Moment.
Mögen all eure Feierabende von Harmonie, Gleichgültigkeit und Frieden gesegnet sein.
Beste Grüße von Dennis & Dan
No Comments