Irish Whiskey

Redbreast 12 – Straight into Märchenland

Mai 23, 2020
Whiskey-Review: Redbreast 12

Wer im jungen Erwachsenenalter auf Partys exzessiv Vodka-O-Mischungen gekippt hat, so als sei er Dumbledore beim Trinken des Medaillon-Sicherungs-Tranks, weiß wie widerlich Alkohol schmecken kann.

Nicht umsonst füllen wir unsere Mischungen mit 69 % zuckerhaltigen Softgetränken auf und verlieren jene uns innenwohnende menschliche Grundeigenschaft, Vertrauen, wenn wir einen Freund bitten uns eine Mischung zu machen und er sie uns diabolisch grinsend überreicht. 

Emotionsgetrieben generalisiere ich jetzt einfach: Alkohol ist ein abartiges, stinkendes Nervengift, das in unserer modernen Gesellschaft einzig den Zweck erfüllt, uns aus unseren monotonen Leben wegzuballern. Damit wir für wenige Stunden die Kontrolle abgeben und unser besoffener Autopilot die Eier hat das durchzuziehen, wofür wir nüchtern prätentiös Köpfchen schütteln und Näschen rümpfen würden. Die geile Frau in Minirock mit den gepushten, fetten Titten anbaggern, frenetisch zu Elektromusik abfeiern, grölen, dem Stück Scheiße das uns angerempelt hat mit Kieferfrakturen drohen, wie ein röhrender Elch in, nach Urin stinkenden, dunklen Gassen abkotzen. Die Sau rauslassen! MÄNNLICH SEIN!!! 

Wenn wir am Morgen danach mit infernalischen Kopfschmerzen erwachen, unser Mund ausgetrockneter ist als weibliche Geschlechtsteile, wenn sie erfahren, dass ihr Date mit 28 Jahren noch im Hotel Mama wohnt und wir realisieren, dass wir gestern keine Testosteron versprühenden, blutrünstigen Wikinger, sondern nur betäubte, zombieske Malletouristen waren, so kommen wir nicht umher uns für uns und unsere Taten zu schämen. Mal wieder ehrenlos unterwegs gewesen. Wochenendlich grüßt das Murmeltier. Selbstverständlich war man nicht selbst für seine Taten verantwortlich, sondern der Alkohol. Fluch und Segen, das Oxymoron des kleinen Mannes. Doch genug davon, ich schweife ab. Denn so wie uns das besinnungslose Saufen in eine sinistre Schattenwelt hineinwirft, so führt uns der maßvolle und bewusste Genuss des Redbreast 12 in eine bunte Welt der Farben, der malerischen Poesie und grenzenlosen Fantasie.

Redbreast 12 Years Single Pot Still

Die bauchige, grüne Flasche des irischen Whiskeys wird von einer altertümlichen, beigen Banderole mit weinroten Elementen eingehüllt. In Kombination mit dem namensgebenden Logo, dem anmutigen Rotkehlchen, könnte die Flasche direkt aus den Vorratsräumen Bilbo Beutlins stammen. Und da das romantisierte Irland, mit seinen atemberaubenden Grünflächen und einzigartiger Kultur möglicherweise unser irdisches Äquivalent des Auenlandes ist, repräsentiert der Whiskey in eindrucksvoll magischer Weise sein Herkunftsland. 

Geruch

Der Redbreast 12 riecht nach Waldfrüchten. Blaubeeren, nach, von der Sonne erwärmten, Gras. Nach Honig, Vanille und Karamell. Der Geruch ist frisch und angenehm, so als ob man eine ruhige Waldlichtung betritt, deren sattgrüne Baumkronen von Lichtstrahlen durchdrungen werden und den sanften moosbedeckten Boden erwärmen. 

Geschmack

Sobald der Redbreast die Zunge berührt, füllt er den Mund in angenehmer, vollmundiger Weise aus. Er schmeckt extrem mild und lässt uns alle Komponenten, die wir bereits gerochen haben, in einer derartigen Komplexität und Intensität schmecken, dass es schlichtweg überwältigend ist. Er schmeckt nach Honig, nach Vanille, nach diversen dunklen Waldbeeren und karamellisierten Bonbons. Dan und ich kamen nicht herum, bei jedem Mal schmecken etwas anderes zu entdecken. Mal erkannten wir weitere fruchtige Komponenten, mal besaß der Geschmack einen Touch von Bourbon. Es ist, als ob der Redbreast das Tor in eine andere Dimension, eine Art Feenreich, öffnet, dessen märchenhafte Wälder von Flüssen aus Honig durchzogen sind und von sprechenden Eichhörnchen, Zwergen und Waldelfen bevölkert werden, die sich von faustgroßen Brombeeren ernähren und in Harmonie, im völligen Einklang mit ihrer Umwelt leben. Der Redbreast ist wahrhaftig sinnlich und schmeckt gar leicht nach schwerem, dunklen Rotwein.

Abgang

Der Abgang des Redbreast ähnelt dem allgemeinen Geschmack und lässt uns noch einmal alle sanften, fruchtigen und lieblichen Aromen kosten, bevor er mit einer minimalen Torfrauchnote abschließt und uns sanft zurück in die Realität geleitet. 

Fazit

Der Redbreast 12 ist, ohne ihn unnötig gestellt zu beschreiben, eine sinnliche Erfahrung. Er ist wie ein gutes, gebundenes Buch, in dem man sich völlig verliert und zu warmen, orangenen Kerzenschein liest. Er ist Sommerwärme und Natur. Das Vogelgezwitscher an einem warmen Samstag, an dem man mit den Menschen, die man liebt, den Tag verbringt. Dieser irische Whiskey könnte direkt aus der Feder J.R.R. Tolkiens oder der Gebrüder Grimm stammen, denn er nimmt uns mit auf eine unvergleichliche Reise. Dieser Whiskey ist für Menschen, die sich Zeit nehmen, auf den Augenblick fokussieren und bei all dem Schlechten, all dem Leid auf dieser Welt versuchen, die Schönheit und das Gute zu sehen. Die einen komplexen, süßlichen und vielschichtigen Whiskey schätzen, der extrem angenehm, mild, träumerisch und einfach lecker ist. In diesem Sinne. Genießt den Redbreast 12.

Nehmt euch die Zeit. Fokussiert euch auf das Positive und das Schöne dieser Erde und euren Leben. Ruft euren Partner und eure Familienangehörigen an. Gebt eurem Hund und Katze einen Kuss. Werdet kreativ. Malt etwas, schreibt eure Gedanken nieder. Geht spazieren und lauscht ruhiger Musik. Hört auf, euch sinnlos zu besaufen, benutzt Kondome und bei Odin, hört auf, eure abgefuckten Germany-Next-Topmodel und Bachelor-Serien zu bingewatchen und lest ein verficktes Buch. 

Liebste Grüße, der Allvater auf all euren Wegen

Dennis & Dan

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