Urplötzlich erwachst du schweißgebadet aus einem quälenden Fiebertraum voller dunkler Schatten, die nach dir greifen, sich mit tausend Stimmen in deinen Kopf bohren, verführend flüstern und in die Finsternis hinabziehen. Wie betäubt öffnest du die Tür deiner Kajüte und taumelst mit Druck auf den Ohren in das peitschende Unwetter hinaus. Das Meer wütet wie ein Berserker in den Schlachtreihen seiner Gegner.
Erbarmungslos. Ohrenbetäubender Donner und grelle Blitze zerreißen den kalten, wolkenverdeckten grau-blauen Himmel. Deine Kameraden schreien wie von Sinnen und zerren an den schweren Tauen, um das flatternde Segel einzuholen. Du siehst den Schmerz, die Verzweiflung und den Unglauben in ihren Gesichtern, während der unnachgiebige Platzregen wie Pfeilsalven auf euch niederhagelt. Einer deiner Freunde aus Kindheitstagen zerrt an deinen Schultern und schreit dich mit weit aufgerissenen Augen an. Durch das Tosen des Meeres und des Windes verstehst du keines seiner Wörter, doch kannst du es von den Lippen seiner panikverzerrten Fratze ablesen.
HILF! TU ETWAS!
Du siehst ihn nur ausdruckslos an und schüttelst, konträr zu dem Geschehen um dich herum. ruhig den Kopf. Es ist zu spät. Er ist bereits da. Noch bevor sein angsterfülltes Gesicht dich weiter anklagend mustern kann, bricht mit brachialer Gewalt eine Welle über euch hinein und schleudert dich mit titanischer Kraft an die hölzerne Reling, während dein einstiger Gefährte mit Leichtigkeit in das brausende Meer geworfen wird. Den stechenden und erdrückenden Schmerz in deinen Rippen ignorierend, kannst du noch sehen, wie er von den Legionen des allumfassenden Nass verschlungen wird. Das Pfeifen in deinen Ohren wird lauter und lauter. Wie in Zeitlupe siehst du all die vergeudeten Bemühungen deiner Mannschaft. Wenn du es ihnen nur sagen könntest.
Lasst los.
Blut sprudelt gischtartig aus deinem Mund. Du weißt, dass es jetzt so weit ist. Dass es nie auch nur den Hauch einer Chance gab. Der Regen scheint für den Bruchteil einer Sekunde aufzuhören und die Wolken gewähren der, bislang verdeckten, Sonne die Gnade eines letzten Strahls, als pechschwarze, baumstammdicke Tentakel aus dem Meer hervorschießen, allmächtig auf das Schiff niederfahren, es zerreißen und verschlingen. Während du sanft in die allumfassende Finsternis des Meeres hinabtreibst und die leblosen Körper, die leeren Augen, deiner einstigen Mannschaftsgefährten siehst, wünschst du dir, dass sie doch nur sähen, was du siehst. Wüssten, was du weißt.
Es ist nicht tot, was ewig liegt,
bis dass die Zeit den Tod besiegt.
Lagavulin 8 – Islay Single Malt Scotch Whisky
Der Lagavulin 8 ist ein schottischer Islay Single Malt Scotch, der seinen Trinker geschmacklich in eine harte und gleichzeitig angenehme Welt katapultiert. Es handelt sich um eine limitierte Ausgabe zum 200 jährigen Bestehen der namensgebenden Destillerie und bereits das Flaschendesign, mit der undefinierbaren gelb-grünlichen Trübung und der anmutigen Banderolengestaltung, verspricht einen Whisky, der schlichtweg weiß, dass er edel und einzigartig ist.
Geruch
Dan und ich öffneten den Whiskey ehrfurchtsvoll, schließlich kauften wir uns nicht jede Woche einen knapp 60 Euro Whisky. Bereits beim ersten Geruchstest bemerkten wir, wie intensiv uns das Aroma des Lagavulin 8 in die Nase stieg. Er roch nach Fleisch, nach geräuchertem Bacon, nach, mit Baconaromen verfeinerten, Chips aus dem Supermarkt, Rauch und Salz. Nach Meeresfrüchten, Algen und tiefer See. Als ob man vor einem Lagerfeuer säße oder an der Reling eines Schiffs stünde.
Geschmack
Nach dem ersten Schluck und konzentrierten Kosten sahen wir uns gleichzeitig an.
„Ach du Scheiße!“, sagte Dan und ich konnte ihm nur vollständig zustimmen.
Der Lagavulin 8 war eine Geschmacksexplosion. Er schmeckt komplex, einnehmend und intensiv. Er schmeckt ähnlich, wie er riecht. Nach Meersalz, geräuchertem Fleisch, nach Rauch, Torf, einer leichten Süße und dezent nach Metall. Nach stürmischen Meer.
Abgang
Im Abgang erinnert der Lagavulin 8 an guten, geräucherten Serranoschinken, den man mit Melone essen würde. Leicht salzig und doch von einer unverkennbaren Süße abgerundet, wie frischer Verwesungsgeruch.
Fazit
Der Lagavulin 8 ist, selbstverständlich rein subjektiv, einfach ein Meisterwerk. Er besitzt den typischen, rauen Islay Whisky Geschmack und schafft es nicht nur rauchig und intensiv, sondern gleichzeitig frisch, leicht und spritzig zu schmecken. Wenn H.P. Lovecrafts Cthulhu Mythos ein Whisky wäre, dann wäre es der Lagavulin 8 oder anders gesprochen: Er ist der Old God, der N´Zoth des Whiskys. Für alle normalen Leser ist festzuhalten, dass man mit dem Lagavulin 8 einen Islay Whisky kauft, der den Verkoster auf eine maritime, dunkle, sinnliche und verführerische Schiffsreise nimmt, dessen Ende in den allumfassenden Schatten und der Finsternis des Meeres liegt. Wer generell keinen rauchigen und urtümlichen Whisky mag, wird mit dem Lagavulin 8 keine Freude haben und sicherlich enttäuscht werden.
Nerds obacht: Wenn ihr euch schon immer gefragt habt, was die Oberschicht der Naga in ihren Korallenpalästen trinkt oder welches Begrüßungsgeschenk N`Zoth Azshara nach ihrer Verwandlung überreichte, wird endlich, mit dem Lagavulin 8 als zufriedenstellende Antwort, belohnt.
Heil dem ewig Schlafenden, möge sein Erwachen die Sterne neu ordnen und die Welt von allem sterblichen reinigen!
Ähh, ich meinte, der Allvater mit euch!
Grüße von Dennis & Dan
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