Unsere Einstellungen bezüglich Bourbons spiegeln verstörend akkurat die derzeitigen amerikanischen Verhältnisse wieder. Gespalten, desillusioniert, sehnsuchtsvoll einer immer ferner erscheinenden Hoffnung und vergangener Nostalgien nachschmachtend. Na ja, was willste machen. So wie die Demokraten wieder an der Macht sind und endlich wieder im Namen des Friedens der ferne Osten bombardiert werden kann (täglich grüßt das Murmeltier), haben Dan und ich uns einem weiteren Bourbon gewidmet. Lang lebe der amerikanische (Alp-)Traum: „Cheers, auf die Freiheit und so.“
Dem Knob Creek Small Batch. Eigentlich waren wir nur auf der Suche nach Varianz für unser perfektes Old Fashioned Experiment, doch schürften wir Gold beim Durchsieben der Massen an abartigen Schlammschichten.
Knob Creek Small Batch
Geruch:
Es ist verwunderlich, dass man beim Entkorken der Flasche keine Pferde wiehern hört. Alter, strohiger Stall. Klar, man riecht den starken Alkohol, immerhin kommt dieser Dalton Bruder mit 50% Stärke daher, man erkennt die karamellige, vanillige Bourbongeruchseigenart, die verführerische Maissüße und doch liegt den bekannten Charakteristika noch etwas Anderes zu Grunde. Eine umfassende Cremigkeit. Erwärmtes Eichenholz. Stall. Zugegeben, wer nicht auf einem Bauernhof aufgewachsen ist, sich für Reitsport interessiert oder bevorzugt Pferdemädchen abschleppt, verbindet mit derartigen Assoziationen selbstverständlich lediglich Pferdescheiße, in Pisse getränktes Stroh, das Summen der Bremsen und den Geruch von verbranntem Horn, wenn der Hufschmied mal wieder heißes Eisen in die Hufe der Leistungsdressur- und Springpferde ballert. Allein für den Geruch muss man diesen Bourbon lieben.
Geschmack:
Der Knob Creek Small Batch schmeckt in seinen ersten Zügen verdammt kräftig und konzentriert, bevor die ersten Tannenholznuancen, der bekannte karamellisierte Maisgeschmack einsetzt. Ehe man sich verwundert fragen kann, wie 50%tiger Schnaps so lecker schmecken kann, setzt die bereits erschnüffelte milde Cremigkeit ein, die von einer kirschsäureartigen Süße untermalt wird. Klingt natürlich erst einmal wieder gewollt geschwollen dahergelabert, ist aber so. Das Geschmacksprofil des Knob Creek ist einfach Bourbon, wie er sein soll. Ich gehe sogar so weit zu sagen, Bourbon, wie ich ihn mir immer erträumte.
Nachgeschmack:
Im Anschluss an den Genuss des primären Geschmacks erfolgt der lange, süße und doch leicht bittere Abgang. Er brennt noch einmal scharf im Rachen und hinterlässt das Gefühl, man hätte auf Stroh gekaut.
Fazit:
Persönlich wusste ich bereits nach meinem ersten Schluck Knob Creek Small Batch, dass ich, Stand jetzt, meinen Lieblingsbourbon gefunden hatte. Unverschämt lecker, preistechnisch erschwingbar (30 Euro) und so, wie ich mir stets einen amerikanischen Whiskey vorstellte. Hart, unerbittlich und doch romantisch. Wie die untergehende Abendsonne über einem frisch ausgehobenen Schoschonen-Massengrab. Wer sich noch an alte Groschenromane über Cowboys erinnern kann, wessen erster Western nicht Django Unchained war und wer einen ausdrucksstarken, leckeren und kräftigen Bourbon sucht, sollte den Knob Creek Small Batch unbedingt ausprobieren und eine unvergessliche Reise in den Westen antreten. Yeeeehaa!
Grüße von Dennis & Dan
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