Bürger in modernen, progressiven und pluralistischen westlichen Gesellschaften tendieren zu Zeiten zu einer fast schon pedantischen Klagekultur. Es wird gemeckert, geklagt, empört der Finger gehoben. #cancelculture
Man(n) kennt es. Als junger Heranwachsender, sozialisiert durch den herausragenden Comedian Kaya Yaner, dachte ich immer, dies sei eine typisch deutsche Eigenschaft. Der immerzu unzufriedene Helmut, der sich im All-You-Can-Eat Malleurlaub lautstark über die unterbezahlte Bedienung echauffiert, weil diese ihm sein viertes Bier nicht schnell genug zapft, die aufgesetzte Kellnerinnenrolle nur bedingt Golden Globe-würdig spielt, weil sie nach zwei Doppelschichten und vier Stunden Schlaf nur noch mit teuren Schmerzmitteln zugepumpt die Schicht beenden kann und, der Anmaßung Überdruss, fehlerhafte Artikel benutzt. Die deutsche Überlegenheit hat nun einmal seinen Preis, es geht halt immer besser und welcher Lehrer, wenn nicht die permanente Unzufriedenheit, könnte dies besser vermitteln?
Das generalisierende humoristische Vorurteil scheint jedoch in weit radikalerer Form Einzug in alle erdenklichen Lebenslagen und Gesellschaftsbereiche gefunden zu haben. Mit Bestürzung wachen wir an einem Herbstmorgen geborgen in der Wärme unserer Daunenfederdecke auf, während draußen kalter Regen an die Fensterscheibe trommelt und besehen die Frau neben uns, die friedlich schlummernd ihr Kissen umklammert. Die sieht aber gerade nicht aus wie die Top 3 unserer Instahoes, denen wir mit unserem Fakeaccount für einsame Nächte folgen. Unser illusorisches Streben nach Selbstoptimierung, Superlativen und Perfektionismus beginnt jedoch erst. Wir wollen den Welthunger lösen, das Klima retten, Kriege bekämpfen, Rassismus auslöschen. Alles erstrebenswerte Ideen und Ideale, denen man als aufgeklärter, moralischer Mensch zustimmen MUSS.
Es ist jedoch ein Spannungsfeld, welches mittlerweile von hyperventilierenden, kreischenden Minderheiten bestimmt wird, die in ihren absolutistischen Weltansichten zu keinem Diskurs mehr bereit sind. In derart ideologisch aufgeladenen Filterblasen der verhärteten Fronten werden echte Diskussionen, die noch das altbackene Ziel der gegenseitigen Verständigung, Verständnis durch Perspektivübernahme und konstruktiven Lösungsansätzen haben, zu einem Ballett in einem Minenfeld. Einmal falsch ausgedrückt, einmal missverstanden oder einmal der moralisch hochstilisierten Mehrheitsinstanz widersprochen und zack, stigmatisiert auf Lebenszeit. In diesem Falle der sozialen Ächtung hilft nur eins. Unendliche Reue beteuern und sich ein Leben lang rechtfertigen. Es gibt jedoch noch einen anderen Ausweg. Die postmoderne Philosophie des Glücks. Einfach mal einen gepflegten Fick draufgeben. Easy win, GG. Wie der Jameson Triple Triple. Ein Whiskey, fast schon zu frech lecker für seine Unterkomplexität aber gut, leider geil.
Der Jameson Triple Triple
Es beginnt ja bereits bei der minimalistischen Namensgebung. Triple Triple, weil dreifach destilliert, in drei verschiedenen Fässern (Sherry, Bourbon, Málaga) gereift. Nicht der Kreativität fantasievollster Erguss, dafür aufs Wesentliche beschränkt. Black Noir lässt grüßen. Die Banderole wirkt etwas überladen und ähnelt künstlerisch eher seinem Standardbruder, als dem stilistisch seriöseren Black Barrel.
Geruch:
Die ersten und dominantesten Geruchsnoten des Tripe Triple sind fruchtig und süß. Trotz dezenter Phenolanklängen und charakteristischem Getreide riecht man im Anschluss, oder je nachdem wie man das Glas hält, Karamell, Zimt und Trockenaprikosen. Er riecht lieblich, angenehm und frisch.
Geschmack:
Wer einmal Jameson Whiskey getrunken hat, wird den charakteristischen Geschmack unter Tausenden erkennen. So auch bei dem Triple Triple. Die extreme, karamellisierte Milde, Anklänge der dreifachen Holzreifung, die dezente Bitterkeit und der frische Getreidegeschmack, der an Weißmehltoast erinnert. Der Triple Triple schmeckt in jeder seiner minimalistischen Geschmacksfacetten abgerundet und klar.
Abgang:
Der Abgang des Jameson Triple Tripe ist verhalten bitter, süß und schnell. Er verschwindet wie ein höflicher One-Night-Stand. Er bleibt nicht zu lange, hinterlässt einen milden, angenehmen Eindruck und ist, ohne viel Gerede, einfach weg, so dass einzig die Erinnerung an eine schöne Zeit verbleibt.
Fazit:
Nun, der Tripe Triple ist kein Whiskey, dem man romantische Balladen widmet, ein Sonett schreibt oder in anderweitiger lyrischer Form verewigt. Man heiratet ja auch nicht seine Tinder F+. Er ist ein guter, anständiger Whiskey, den man ohne viel Hintergedanken trinken und genießen kann. Pur, on the rocks oder im Irish Coffee. Er ist schlicht und ergreifend: lecker. Der Jameson Triple Triple erinnert uns daran, dass wir, bei aller Perfektion und Idealismus, zu Zeiten einfach innehalten und dankbar sein müssen. Dankbar für die Mittelmäßigkeit. Es muss nicht immer das fünf Sterne Hotel mit eigenem Jacuzzi auf der Dachterrasse sein. Die eigene Badewanne, eine Kerze und gute Musik an einem Freitagabend tun es auch. Es geht immer mehr. Immer besser. Und wenn wir uns anstrengen, den Glauben nicht verlieren und daran arbeiten, dann können die meisten unserer Wunschvorstellungen realisiert werden.
Wer jedoch ausschließlich ferne Träume betrauert, muss aufpassen den Charme der Gegenwart nicht aus den Augen zu verlieren. Wenn ihr also wieder einmal notgeil eine Sieben geswiped habt, die sich in der Realität als, mit beiden Augen zugedrückt, 6,5 herausstellt, dann, mein Gott, zieht durch. Macht ihr noch einen Kaffee, vielleicht nicht den aus dem Vollautomaten, sondern aus einer Instantpackung, aber seid ein Gentleman, seid gastfreundlich.
Einem geschenkten Gaul, schaut man nichts ins Maul, oder nicht? Seid mal nicht so deutsch.
Beste Grüße Krieger,
Dennis und Dan
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