Irish Whiskey

Jameson Black Barrel – #blackbarrellivesmatter

Juni 10, 2020
Whiskey-Review: Jameson Black Barrel

„Bitte Dennis, keinen politischen Text mehr, manche Leute verstehen den Humor dahinter nicht!“, bat Dan mich inständig und voller Sorge, als wir über unseren nächsten Blogeintrag sprachen.

Nun, als leidenschaftlicher Verfechter der Meinungsfreiheit, Kunstfreiheit und gnadenloser Gegner der Zensur, kann ich nur ausdrücklich betonen, dass mir derartige Einschränkungen jegliche Luft zum Atmen nehmen.

I can’t breathe!

Es stellen sich eklatante Fragen: Was darf Satire? Wieso lassen wir Menschen uns aus Hass auseinandertreiben? Was würde Imperator Palpatine dazu sagen und warum ist der Jameson Black Barrel so verdammt lecker?

Bevor ich mich der feingeistigen und totalitären Analyse dieses Whiskeys widme, ein paar Anekdoten vorab. Wer gerne schneller auf den Punkt kommt, als Freier in Indien, darf den nun folgenden Absatz natürlich gerne überspringen.

Anekdoten eines Lebemanns

Jameson. Sinnbild eines milden, irischen Whiskeys. Es fällt mir schwer oder um genauer zu sein, es ist für mich ein Ding der Unmöglichkeit, den Jameson objektiv zu bewerten; steht er doch wie kein Zweiter für meine eigene Reise, die Momenthaftigkeit des Lebens und des Auftretens glücklicher Zufälle. Als die Idee eines eigenen Whiskeyblogs noch als unausgereiftes Gedankenfragment durch Dans leicht beeinflussbaren entorhinalen Kortex rauschte, weil er wieder zu viele YouTube Videos gesehen hatte, küsste ich leidenschaftlich und berauscht in einem Budapester Klub eine bildschöne Frau. Ihr Atem roch süßlich, wie das Getränk, von dem ich gentlemanlike ungefragt kostete: Jameson mit Ginger Ale.

Die Wochen zogen immigrantengleich ins Land, Dan hatte mich bereits mit seiner Euphorie, seinem grenzenlosen Enthusiasmus angesteckt und wir kauften uns einen Standard Jameson, den wir bewusst verkosten wollten. Welch Genuss im Vergleich zu all dem abartigen Schmutz, den wir davor literweise auf Partys und beim Vortrinken in uns reingeballert hatten! Wie konnte ein vierzig Prozent Schnaps so unglaublich mild sein? Ich erfuhr es wenige Wochen später, als die wunderschöne Frau aus dem Budapester Klub mir in ihrer Heimatstadt die Jameson Destillerie in der Bow Street zeigte, ich die Vorzüge dreifacher Filterungsmechanismen erfuhr und wusste, dass ich Dublin, irischen Whiskey und sie liebte.

Auf den Punkt gebracht: Ja! In diesem Leben werde ich keine Neutralität gegenüber Jameson Whiskeys wahren können, ich bin doch kein rationaler Vulkanier, Angela Merkel oder Neville Chamberlain. Appeasement, der Konfliktscheue wegen, ist einfach nichts für mich.

Der Jameson Black Barrel

Im Vergleich zu seinem 0815 Standardbruder, der seine Nähe zum gewöhnlichen Volk durch einen Schraubverschluss bekundet, wirkt der Black Barrel mit Korken, schwarzer Banderole und massiver Glasflasche deutlich gehobener. Goldgelb schimmert er im Glas und weckt Assoziationen an einen schummrigen, gut gefüllten Irish Pub im Frühherbst.

Geruch

Der Jameson Black Barrel riecht nach süßem Karamell, Vanille und Eichenholz. Nach in Öl oder Butter aufgelöstem Toffifee, geringfügig süßlich, wie Apfelmus und unverkennbar nach Alkohol.

Geschmack

Der Jameson Black Barrel entfacht keine Geschmacksnova. Er legt sich voll, intensiv in den Mundraum und schmeckt buttrig, nussig, garniert mit einer leichten Schärfe. Er schmeckt nach Butterscotch und Caramacriegeln. Man schmeckt förmlich die alten, ausgebrannten Holzfässer, in denen er gelagert wurde, jedoch nicht auf eine penetrante Art und Weise, sondern mit einer unvergleichlichen Milde. Der Black Barrel will nicht überzeugen. Er will mich nicht aus der Realität reißen, mich packen, anschreien und mit seinen komplexen Aromen beeindrucken. Er will mich begleiten. Als treuer Gefährte an meiner Seite sein, mir zuhören, auf die Schulter klopfen, mit seinen bernstein- braunen Augen verständnisvoll ansehen und versichern, dass alles gut wird.

Abgang

Im Nachgang klingt der Jameson Black Barrel lang, mild und angenehm ab. Er hinterlässt einen leckeren Nachgeschmack, so als hätte man einen Wallnuss- Butterkeks gegessen, dessen Krümel noch lange am Gaumen haften.

Fazit

Ach Jameson. Wie so oft bei der Whiskeyverkostung frage ich mich, wie ein hochprozentiger Schnaps nur derartige Gefühle und Eindrücke heraufbeschwören kann. Wie bereits zugegeben, wird der Jameson für mich persönlich immer an wunderschöne Erinnerungen gekoppelt sein. An Freundschaft und die aufbruchsgleiche Begeisterung, etwas zu erschaffen wofür man aufrichtige Leidenschaft besitzt. An schicksalhafte Begegnungen, das Gefühl von Geborgenheit und Nähe. Doch selbst wenn dem anders wäre, müsste ich den Jameson Black Barrel als sehr guten Whiskey beschreiben.

Er ist vielleicht nicht so komplex, facettenreich und distinktiv, wie andere Vertreter seiner Art, doch ist er von unvergleichlicher Milde, Geschmack und Wärme. Ich will nach einem verregneten, kalten Tag nach Hause kommen, meine Frau küssen, mich vor dem prasselnden Kamin fallen lassen, meinen Hund kraulen und ein Glas Black Barrel genießen. Er ist köstlich, aromatisch, fordert nicht und möglicherweise ist es genau diese Unbefänglichkeit, die seinen Charme prägt. Wer milden Whiskey oder den Geschmack von Jameson im Allgemeinen mag, wird mit dem Black Barrel eine feinere und aromatischere Variante aus der historischen irischen Destillerie entdecken, dessen größte Stärke seine Schlichtheit ist.

Genehmigt euch einen Schluck Black Barrel, schließt die Augen und vergegenwärtigt euch, dass das Leben, die Welt und aktuelle gesellschaftliche Zustände, so hektisch, unberechenbar und gnadenlos sie auch sein mögen, lediglich Momentaufnahmen sind. Besinnt euch auf die Urkonstanten des menschlichen Zusammenlebens. Freiheit, Offenheit und Verständnis. Lasst euch nicht von radikalen Kräften jeglichen Coleurs einspannen. Jedes Leben ist es wert geschätzt zu werden.

Odin mit euch, Krieger!
Ehrenhafte Grüße von Dennis & Dan

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