Die einfallenden Sonnenstrahlen des anbrechenden Morgens legen sich samtweich wärmend auf die raue, vom Flusswind gekühlte Haut. Simple, mit Strohdächern gezimmerte kleine Holzhäuser schmiegen sich nahtlos in saftig grüne Hügel, sanfter Rauch entschwebt den glühenden Kohlen rauchiger Feuerstellen. Die Krieger und Schildmaiden, wettergegerbt, in lederne Rüstung gekleidet, die stählernen Äxte geschultert, verlassen geübt das in dem hellblauen Wasser liegende Langschiff. Lachend wird die geraubte Beute bestehend aus Silber, Edelsteinen und goldenen Kerzenleuchtern, in die ausladende, mit aufwendigen Holzschnitzereien und Rundschilden ausgeschmückte Langhalle des Jarls getragen. So Skadi ihnen beistand waren die Jäger so erfolgreich wie sie, auf dass zu ehren des Allvaters, ihres Siegeszugs und dem ruhmreichen Kampf ein Festmahl bereitet werden kann. Ein Mahl, den Tafeln der Asen ebenbürtig. Es würde gelacht, gesungen, würzig gebratenes Wildschwein verspeist und güldener Met verkostet werden. Den Göttern, dem Leben und den Gefallenen zu ehren. Skal!
Ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber meine Assoziationsketten bezüglich plündernder Wikinger und ihrer archaischen Mythologie beginnen weder bei Sexiest Man Alive Chris Hemsworth in seiner Rolle als Donnergott Thor noch bei den stahlblauen Augen Travis Fimmels als Ragnar Lothbrok. Von der bunten, sich in ihrer Queststruktur häufiger wiederholend als tägliche Coronanews, aufgebauten Spielwelt der aktuellsten Assassins Creed Monstrosität völlig abgesehen.
Ich denke an Ragnarök, das Ende der Welt. An den finalen Kampf der Götter gegen das Geschlecht der Riesen, wenn der monströse Wolf Fenrir den Allvater Odin selbst verschlingt, Thor im Gifte der weltenumspannenden Midgardschlange verendet und der Totendrache Nidhöggr das Ende und den Neuanfang der Welt einleitet. Ich denke an eine unbarmherzige Krieger- und Raubkultur, in der Ehre, Mut und Trinkfestigkeit die Dreifaltigkeit der Männlich- und Fraulichkeit symbolisierten.
Als sich also der Highland Park 12, gefangen in seiner runenanmutigen Glasflasche, vor uns befand, erwarteten Dan und ich einen ebenso unbarmherzigen Whisky, der uns gleichermaßen Furcht und Respekt lehren würde.
Nun, wir wurden (positiv) enttäuscht.
Geruch:
Der Highland Park 12 riecht frisch, nach getrockneten Früchten, die nach einem langen Waldspaziergang duftend in einem Holzkorb gesammelt auf den Verzehr warten. Nach frischem aus Bienenwaben gewonnenen Honig, nach nassem, taufrischen Heu. Wie ein Fruchtkompott, das in einem Bottich darauf wartet verarbeitet zu werden. Nach rot-gelben Äpfeln mit bräunlichen Druckstellen und flüchtigem Feuerstellenrauch.
Geschmack:
Als dominanteste Geschmacksnote kristallisierte sich, aus den unzähligen Fruchteindrücken, saftige Birne heraus. Grüne, süße Birne die auf einem hellen Holztablett serviert wird. Der Highland Park 12 besticht durch Milde, durch dezente Zitrusnoten, feinen Holznoten und einem Hauch von Bacon.
Abgang:
In seinen verklingenden Eindrücken vermischt sich eine fruchtige Säure, flambierte, geschmorte Birne mit dezentem Torfrauch. Der Highland Park 12 verbleibt nicht lange im Mund, verklingt schnell und sanft, so dass einzig die Erinnerungen an einen gut gefüllten, fruchtigen Obstkorb verbleiben.
Fazit:
Ich will ja wirklich nicht meckern, aber Design und tatsächlicher Geschmack dieses Highland Whiskys stehen sich ja mal so diametral gegenüber, wie die CDU Parteibasis und der gewählte Kanzlerkandidat für das Superwahljahr 2021. (No front Würfelarmin) Marketing at it´s best. Gerade als toxische, uns auf unsere Maskulinität reduzierenden Männer war es für uns ein MUSS einen Whisky der Highland Park Reihe zu probieren. Whisky, nordische Thematik, ihr seht die Verknüpfung, wir heißen ja nicht umsonst WHISKEY VALHALLA und dann das. Keinerlei Härte, keinerlei Kontrollverlust der Gesichtsmuskulatur. Pures Vergnügen, fruchtige Frische. Da hat Trickster Loki wahrlich alle Register gezogen, fast dachten wir erneut einen Rozelieures verköstigt zu haben.
Für jeden Whiskyenthusiasten, ich meine, sowohl für die Bewohner Asgards als auch Jotunheims, können wir somit eine uneingeschränkte Kauf- und Probierempfehlung aussprechen. Als Highlandwhisky besitzt er Anklänge seiner schottischen Natur, ohne jedoch in das Extreme eines Islays abzudriften. Er schmeckt fruchtig, mild und ist insgesamt ein Genuss, den man am besten zu flambiertem Lachs oder Stockfisch genießt, während man den Sagen der Edda lauscht.
Möge Odin mit euch sein Krieger, beste Grüße aus dem Lockdown
Dennis & Dan
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