American Whiskey Bourbon

Eagle Rare 10 – Make Bourbon Great Again

Mai 29, 2020
Whiskey-Review: Eagle Rare 10

Wer als Deutscher das, öffentlich-rechtlich medial vermittelte, amerikanische Politikgeschehen verfolgt oder als Kind in der Schule indoktriniert, entschuldigen Sie, unterrichtet wird, weiß, dass die USA böse sind.

Sie symbolisieren den ausufernden Hyperkapitalismus, die faschistoide Unterdrückung von Minderheiten, den globalen Kriegstreiber und waffenbesitzenden Amokläufer.

Selbstverständlich weiß der brav aufgeklärte Bürger ebenfalls, dass die ultimative Bastion des Westens, die Hüter der individuellen Freiheit, erst seit der Wahl Donald Trumps zu diesem korrupten Moloch verkamen. Orange man bad. Demokraten hey, Republikaner ney. Gleich der Anzahl an Geschlechtern, wird in Tradition der Hegelschen Dialektik ein binäres Meinungsnarrativ gewoben, welches nicht wertender und simplifizierter sein könnte. Wo ist Drohnenschützenkönig, Verzeihung, Friedensnobelpreisträger Obama, wenn man ihn braucht und wie sind wir darauf gekommen, wie mein alter Klassenlehrer fragen würde?

Ach ja! Der Eagle Rare, ein amerikanischer Bourbon, ist die Whiskey-Antithese zu plakativen Stereotypen, mit mehr Diversität, als Netflix-Castings.

Der Eagle Rare 10

Der 10 Jahre alte Kentucky Straight Bourbon präsentiert sich in einer schlicht-edlen Flasche, die von ihrer Form her eher an Vodka oder Rum erinnert. Keine aufwändige Banderole, kein Schnickschnack. Ein modernes Design mit einem Adleraufdruck. Es wirkt modern, aufgeräumt und zeigt dem Betrachter ohne Scham sein goldenes Innere. Der Eagle Rare 10 erinnert farblich an Harz, an bernsteinfarbenes Motoröl.

Geruch

Dan und ich wurden vollkommen überrascht, mit was für einer Intensität der Eagle Rare uns in die Gesichter schlug. Er sprang uns förmlich in aggressiver Wildheit an, als sei er Mike Tyson in Bestform. Er riecht nach süßem Mais, nach Karamell und braunem Zucker, mit einer dezenten Note von Popcorn mit Zucker und Zimt. Während Dan noch Salz erkannte, erinnerte er mich an Akazienhonig.

Geschmack

Geschmacklich führt der Eagle Rare 10 eine Machtdemonstration vor, dessen Selbstbewusstsein fast an Hochmut grenzt. Wie ein bulgarischer Straßenköter, darauf konditioniert das Schlimmste zu erwarten, stellten Dan und ich uns auf einen weiteren leckeren, jedoch monotonen Bourbon ein. Ich erwartete den klassischen Maisgeschmack und süßliche Honigaromen, als mich mit dem ersten Schluck die Faszination dieses Whiskeys mit der Geschwindigkeit einer abgefeuerten .338 Lapua Magnum Patrone traf. Der Eagle Rare 10 schmeckt klassisch nach Karamell und Mais, jedoch nur dezent süßlich und nach frischem Toast. Nach fruchtigen Sherryfassnoten, mit einer leichten Schärfe. Er schmeckt, wie ich mir in meiner Vorstellung stets einen wahrhaftigen Bourbon erträumt hatte. Kraftvoll, mild, intensiv, komplex, nach Freiheit. Er transportiert über seinen Geschmack die romantische und kraftvolle Vorstellung der Entdeckung des Westens.

Abgang

Der Abgang des Eagle Rare 10 ist lang; er legt sich mit einer leicht säuerlichen und minimal bitteren Abschlussnote, wie Maschinenöl, um den Gaumen, bleibt dort haften und rundet den Gesamtgeschmack des Whiskeys perfekt ab. 

Fazit

Der Eagle Rare 10 macht einfach Spaß. Er ist ein aromatisch vielfältiger Whiskey, der ungezwungen Assoziationen hervorruft. Es ist eine Freude, ihn zu trinken und in hollywoodhafte Darstellungen des nostalgischen Amerikas abzutauchen. Ich stelle mir vor, wie ich in einer geräumigen Bar am Tresen sitze, zu Countrymusik Whiskey trinke, während hinter mir eine Kellnerin in knappen, zerfransten Jeansshorts, tiefem Ausschnitt und Cowboyhut Rippchen mit rauchiger BBQ Sauce serviert und im Hintergrund eine Gruppe junger Leute sich gegenseitig beim Bullenreiten zujubelt. Dan dachte an einen majestätischen, über die, mit roter Erde bedeckten, Rocky Mountains fliegenden Adler.

Der Eagle Rare ist ein bemerkenswerter Whiskey, der von der ersten Sekunde an für Qualität, Vielfalt und Genuss steht. Natürlich sollte man Bourbons im Allgemeinen nicht abgeneigt sein, um ihn in seiner Fülle genießen zu können, doch ansonsten können wir nur jedem Whiskeytrinker wärmstens empfehlen, dem Eagle Rare 10 eine Chance zu geben. Wer, so wie ich, sein Leben lang ein eher eindimensionales Bild von Bourbons hatte und aus diesem Grund primär schottische und irische Whiskeys bevorzugt, kann mit dem Eagle Rare 10 den eigenen Geschmackshorizont unbedenklich erweitern und vielleicht sogar eine Leidenschaft für traditionell amerikanische Whiskeys entwickeln. Klare Kauf- und Probierempfehlung. Den Eagle Rare werde ich mir, wie Trump seine Amtszeit, definitiv ein zweites Mal gönnen.

Odin sei mit euch

Dennis & Dan 

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